MICHI AUCH BEI IRONMAN MAR DEL PLATA SIEGREICH
Zwei Langdistanz Triathlons innerhalb von zwei Wochen: Nur wenige Athleten "trauen" sich über solch ein Monsterprogramm drüber. Auch für den österreichischen Profi Michi Weiss war es ein Novum.
Dass die Form nach einer langen Saison, welche vorerst mit dem 10. Platz bei der Ironman Weltmeisterschaft in Hawaii gekrönt worden war, noch passte, bewies der Gumpoldskirchner am 18. November mit seinem insgesamt dritten Sieg beim Ironman Cozumel. Der damals 6-fache Ironman Sieger hatte jedoch noch nicht genug: "Schon vor meiner Anreise nach Cozumel überlegte ich einen Doppelstart. Ich dachte mir: Wenn ich schon in Mexiko bin, warum nicht gleich "runter" nach Argentinien? Eine Alternative wäre der 70.3 Bahrain gewesen, der jedoch mit deutlich mehr Reisen und vor allem Zeitverschiebung in Verbindung gestanden wäre." Weiteres fügt Michi hinzu: "Ich wog die Risiken ab und war mir bewusst, dass das Antreten beim Ironman Mar del Plata nur dann Sinn machen würde, wenn ich aus dem Ironman Cozumel gesund, verletzungsfrei und sowohl physisch als auch mental noch halbwegs frisch herauskommen würde."
Somit hieß es: Auf nach Argentinien zur südamerikanischen Ironman Meisterschaft! Nach ein paar Tagen der Erholung im El Cozumeleño Beach Resort, inklusive "Urlaubstagen" an der Riviera Maya in sämtlichen Abenteuer- bzw. Wasserparks, trat der Niederösterreicher die Reise nach Mar del Plata an, via Cancun und Buenos Aires.
Schon im Training bemerkte Michi sofort, dass äußerst raue Bedingungen am Wettkampftag bevorstehen werden: Der Atlantik präsentierte sich wellig, und sowohl beim Radfahren als auch beim Laufen war es extrem windig. Trotz fortgeschrittenen Frühlings auf der südlichen Hemisphäre war es kühler als erwartet, was auch die Wassertemperatur senkte.
Wegen 16 Grad Wassertemperatur in Kombination mit 10 Grad Lufttemperatur am Rennmorgen wurde das Schwimmen von 3800m auf 1500m verkürzt. Für Weiss, dessen erste Disziplin sicher nicht seine Stärke ist, war das nur von Vorteil. "Als es um 5h früh bei den letzten Vorbereitungen in der Wechselzone angekündigt wurde, war mir sofort klar, dass sich viele meiner Konkurrenten ärgerten bzw. enttäuscht waren. Insgeheim lächelte ich natürlich, denn mir war klar, dass diese Kürzung meiner starken Radform extrem entgegen kommen wird", analysiert Michi.
In seinem Blueseventy Neopren stieg Michi in soliden 22:24 aus dem Wasser. "Es war sehr wellig, sodass man oft die Bojen nicht mehr sehen konnte. In T1 waren meine Finger so eingefroren, dass ich beinahe den Reißverschluss meines LeXXi Smartsuits nicht mehr zumachen konnte!", stellt Weiss fest. Mit Ärmlingen schwang er sich auf sein Diamondback Andean, um die Aufholjagd auf der 180km langen Radstrecke zu starten.
Innerhalb weniger Kilometer fuhr der Überbiker auf die erste größere Gruppe auf, in der sich u.a. Matt Hanson und Mario de Elias befanden. Weiss attackierte sofort, um sich entscheidend abzusetzen. Kurz vor dem ersten Wendepunkt, bei ca. Kilometer 25, bekam Michi einen klaren Status-Quo über den Rückstand auf den Führenden bzw. Top-Favoriten wie Tim O'Donell und Andy Potts (beide USA). "Ein Ironman bedeutet für mich auch viel zu rechnen. Als ich Matt Chrabot an der Spitze sah und bald darauf seinen Vorsprung wusste, war mir klar, dass ich schon binnen 25km das Defizit nach dem Schwimmen mehr als halbiert hatte. Somit war mir klar, dass ich bei gleichen Watt auf meiner SRM Origin PowerMeter bzw. PowerControl8 Combo die Führung bald übernehmen würde", analysiert das TriRunners Baden Mitglied. So geschah es auch: Mittels kurzen aber aggressiven Überholmanövern fuhr er an allen Favoriten, inklusive dem Vorjahressieger Matt Chrabot vorbei und gab von diesem Moment an die Führung nicht mehr her.
Eine ausführliche Analyse von Michis Radleistung findet man auf www.srm.de Dabei herzlichen Dank an Coach Garth Fox!
Mit einem neuen Radstreckenrekord von 4:14:19 erreichte Michi die zweite Wechselzone ca. 7 Minuten vor seinem ersten Verfolger, Stefan Schumacher aus Deutschland. Wie gewohnt hatte Weiss nach dem Radfahren gute Beine und bewältigte die ersten 5 Laufkilometer in flotten 17:40. Angefeuert von Zuschauern an der ganzen Strecke lief Michi mit extra Motivation seinem insgesamt 7. Ironman Sieg entgegen. "Der Marathon fühlte sich diesmal schon härter an, da mir Ironman Cozumel noch in den Beinen steckte", gibt Weiss rückblickend zu. Trotzdem kontrollierte er den Rennverlauf und hielt Matt Hanson auf Distanz. Mit einer Laufzeit von 2:49:11 ließ er sich auf der Zielgeraden, samt österreichischer Fahne schwingend, feiern, bevor er in 7:30:23 die Ziellinie überquerte.
Michis erste Worte: "Ich kann es kaum glauben. 2 Ironman Wettkämpfe innerhalb zwei Wochen zu bestreiten, ist eine Sache. Eine andere Sache ist jedoch, beide zu gewinnen", jubelt ein überglücklicher Michi Weiss. Ob solch Meisterstück schon jemals einem anderen Profi Athleten gelungen ist? Eine berechtigte Frage, welche jedoch im Grunde egal ist. Alles, was jetzt zählt, ist den Doppelsieg zu feiern, den Erfolg zu genießen und die wohlverdiente Pause zu beginnen.
Foto: Andre Mac Micking